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Nicht nur eine Dienstreise: Nach fünf Jahren wieder in China

Im September war Matteo Lieber als Vertreter des Studienkolleg Düsseldorf (STK Düsseldorf) beim Quzhou Technician College, um mit ihnen eine Kooperationsstrategie zu unterzeichnen. In einem Interview haben wir ihn über seine Eindrücke von China ausgefragt (im Folgenden: Interviewer: Yanyan Han (I), Interviewpartner: Matteo Lieber (M)).

Matteo Lieber als Vertreter des Studienkollegs Düsseldorf in Quzhou Technician College

I: In deiner Schulzeit hattest du wahrscheinlich eine Vielzahl an Möglichkeiten, mit Ausnahme von Deutsch und Englisch, weitere Sprachen zu lernen. Gibt es noch weitere Sprachen, die du beherrschst?

M: In der Schulzeit habe ich sechs Jahre italienisch gelernt. Um meine Italienisch Kenntnisse noch weiter auszubauen, habe ich dann in Venedig studiert.

Es wurde auch ein kleiner chinesisch Kurs angeboten, den ich mit einer Freundin gemacht habe. Dass ich mich für den Kurs entschieden habe, war relativ spontan. Als ich aber den Kurs angefangen hatte, habe ich gemerkt, wie sehr mir die Sprache gefiel und habe mich dazu entschieden die Sprache intensiver zu lernen.

Während meines Studiums in Venedig, habe ich neben Italienisch auch angefangen Chinesisch intensiv zu lernen. Mir ist aufgefallen, dass der Arbeitsmarkt in Italien nicht besonders gut ist, weswegen ich mich dazu entschieden habe in Deutschland meine berufliche Karriere zu beginnen.

Vortrag über die Berufsausbildung in Deutschland durch Matteo Lieber

I: Normalerweise hört man von vielen, dass einige Menschen durch deren chinesischen Lebensgefährten oder Partnern ihr Chinesisch so gut ausbauen konnten. Wie kommt es, dass deine Chinesisch Kenntnisse so gut sind?

M: Ich versuche auf der Arbeit, aber auch mit Freunden so viel es geht auf Chinesisch zu sprechen.

In meiner Freizeit spiele ich oft Badminton und treffe dann auf diverse Menschen, unter anderem auch Chinesen, mit denen ich dann auch auf Chinesisch konversiere.

I: An welcher Universität hast du in China studiert? Sprachen die normalen Einwohner von Chongqing denn Hochchinesisch? Hattest du dadurch Schwierigkeiten hochchinesisch zu lernen?

M: Ich habe mit Anfang 20 an der Xinan Daxue (Southwest University) in Chongqing studiert. Es gab schon viele, die hochchinesisch gesprochen haben, zumal auch chinesische Studenten aus ganz China dort studiert haben, so war das chinesisch lernen auch kein großes Problem.

I: In welcher Abteilung arbeitest du und was bedeutet sie für dich?

M: Ich bin im Service Bereich tätig. Meine Arbeit beginnt sobald eines unserer Kunden einen Ausbildungs- oder Arbeitsvertrag erhalten haben. Unter anderem kümmere ich auch um das Visum, den Aufenthaltstitel, die Einreise, diverse Versicherungen und die Anmeldung des Wohnsitzes der Kunden, um ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen.

Derzeit betreut das Team Ausbildung ca. 70 Azubis. Treffen die Azubis bspw. auf Probleme, wie die Wohnungssuche, Probleme im Betrieb oder in der Berufsschule, stehe ich ihnen dann mit Rat und Tat zur Seite.

Matteo Lieber und Zhongying Zheng bei der Unterzeichnung der Kooperationsstrategie

I: Bist du in deinem Arbeitsalltag auf bestimmte berufliche Herausforderungen getroffen?

M: Zu Semesterbeginn ist die Wohnungssuche meist ein großes Problem, da es vorkommen kann, dass die Wohnungen nicht ganz den Wünschen der Kunden entsprechen. Dies tritt vor allem bei der Wohnungssuche in Großstädten wie Düsseldorf und Hamburg vor oder typische Uni-Städte, wie München und dergleichen auf.

Wenn die Wohnung in der Nähe vom Ausbildungsbetrieb oder der Schule sein soll, müssen die Kunden die etwas höheren Mietkosten in Kauf nehmen. Letztendlich obliegt die Entscheidungsmacht aber den Kunden selbst.

I: Wie war deine Dienstreise nach China? Gab es irgendwelche neuen Eindrücke, die du hattest, abgesehen von deiner Arbeit?

M: Die Reise hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Das letzte Mal war ich vor 5 Jahren in China, d.h. vor der Corona Pandemie. Man hat gemerkt, dass China sich sehr stark weiterentwickelt hat, vor allem auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Alles ist sehr lebhaft und auch die Digitalisierung ist sehr fortgeschritten. So werden viele Zahlungen mit WeChat zum Beispiel abgewickelt. Insgesamt war es eine sehr schöne Reise. Ich hatte leider nicht so viel Freizeit, deswegen konnte ich nicht privat so viel unternehmen. Aber wir waren auch sehr oft in der Stadt essen, also hat mir wirklich gut gefallen.

Matteo Lieber sowie Weitere bei der Führung einer Berufsschule in Quzhou

I: Für wie viele Tage warst du dort? Gibt es etwas an Essen, dass dir besonders geschmeckt hat?

M: Insgesamt waren es 16 Tage.

Wir haben Hot Pot gegessen, das hat mir sehr gut gefallen und auch Haidi Lao. In Quzhou habe ich auch so ein paar Spezialitäten probiert, da gab es zum Beispiel besondere Pilze. Ich kann mich auch daran erinnern, dass wir Gänseleber dort probiert haben, auch wenn es eher eine französische Spezialität ist. Es wurde in Scheiben zurechtgeschnitten und erinnert ein wenig nach Tofu.

I: Unter anderem hast du auch an der Spezialschulung “BOSUM Management” an der Bosum Institute of Management Science teilgenommen. Es wird immer nach der Pause ein Spruch, im Sinne von, “Sind Sie bereit?” oder “Haben Sie sich gut vorbereitet?” gegeben, was war dein erster Eindruck?

M: Es ist schon etwas lustig, aber es ist auch eine Sache der Gewohnheit und von Kultur. In der deutschen Kultur existiert sowas nicht. Die Idee dahinter ist, dass man die Leute z.B. nach der Pause wieder motiviert und wachrüttelt.

links: Jing Ma (Geschäftsführer von GEM), mittig: Mitarbeiterin der GEM aus China, rechts: Matteo Lieber

I: Denkst du es gibt einen bestimmten Grund, warum ausgerechnet du aus der Bildungsabteilung dorthin geschickt wurdest?

M: Es geht natürlich auch darum, dass ich einen tieferen Einblick in China und dessen Arbeitswelt gewinnen kann, damit ich auch unsere Kunden, die ich in Deutschland betreue, auch besser nachvollziehen und auf deren Bedürfnisse besser eingehen kann. Gleichzeitig sind die Inhalte auch sehr interessant für unsere Kollegen, weswegen ich diese aufbereiten und an diese weiterleiten werde. Ziel ist es auch unsere Unternehmenskultur weiterauszubauen und zu verstärken, damit wir ein gutes Gemeinschaftsgefühl haben.

Eines unserer Herausforderungen ist es, dass wir viele chinesische und deutsche Mitarbeiter haben, weswegen es unsere Aufgabe es ist, diese kulturellen Unterschiede zu überbrücken, um gut zueinander zu finden.

Matteo Lieber mit Partnern aus Quzhou und Frau Li Fang,  Mitarbeiterin des Partnerunternehmens Yatang

I: Anlass deiner Dienstreise war die Unterzeichnung der Kooperationsstrategie mit dem Quzhou Technician College, könntest du etwas mehr darüber erzählen?

M: Der Plan ist zunächst einmal eine Zusammenarbeit zwischen dem Quzhou Technician College und dem Studienkolleg Düsseldorf (STK Düsseldorf), sodass dann auch deren Schüler durch unser Programm in Deutschland eine Ausbildung machen oder als Fachkraft direkt einsteigen können. Weitere Programme werden momentan noch weiter ausgehandelt, wie z.B. die “3 Plus 1”, wo man für drei Jahre die Berufsschule in China besucht und das letzte Jahr dann in Deutschland absolviert wird.

Matteo Lieber und Zhongying Zheng, sowie weitere Vertreter bei der Unterzeichnung der Kooperationsstrategie

I: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast für das nette Interview.

M: Der Dank ist ganz auf meiner Seite.

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